Bombingstyle
Als ich in einer Kleinstadt im tiefsten Osten von Deutschland ca. 2001 angefangen habe zu malen, bin ich mit dem klassischen deutschen/Berliner Qualitätsanspruch aufgewachsen. Jedes Bild muss bestimmte Kriterien erfüllen: Style, Sauberkeit, Größe, perfektes Foto usw.
Als ich dann relativ spät angefangen habe auf Interrail zu gehen, traf ich auf völlig unterschiedliche Mentalitäten. Am meisten hat mich definitiv eine Zugreise entlang der Cote d’Azur ca. 2009 beeinflusst. Alles war gebombt! Jedes Stromhaus jeder Bahnsteig, einfach Alles entlang der Zugstrecke nach Spanien. Das war der Flash! Style war völlige Nebensache. Das meiste waren unbeholfene Druckbuchstaben oder Tags. Alles mit Silber und Schwarz. Und immer wieder dieselben Namen, die mir nie wieder aus dem Kopf gingen. Das war für mich der endgültige Ansporn richtig mit Taggen und Bomben anzufangen. Als ich später Writer aus Frankreich traf, hat sich dieser Eindruck noch verstärkt. Die Szene funktionierte ganz anders als ich es kannte. Keine Magazine, kein Internet, wahrscheinlich noch nicht mal Fotos - einfach nur Präsenz. Alles wurde angeschmiert. Zum Taggen wurde sich nicht mal mehr umgeschaut. Natürlich werde ich die Schule aus meiner Anfangszeit nie wieder aus mir herausbekommen und so entsteht, wie bei Vielen durchs Reisen, eine Mischung. In der Mentalität, im Style und in der Herangehensweise beim Graffiti.
Manchmal versuche ich diesen Blockbuchstaben-Style zu kopieren und in meine Pieces einzubauen. Den Flavor in eine blitzblanke deutsche Umgebung zu kopieren ist natürlich schwierig. Zumindest sollen diese Bilder die Kombination von Style und Bombing widerspiegeln, die mich geprägt hat.
Text: Mrok